Sicherheit ist mehr! Sicherheit ist vielfältig!

“Sicherheit bedeutet für mich zu wissen, dass ich sowohl in der Gegenwart, als auch in der Zukunft keine Angst vor kommenden Situationen haben muss und wenn doch mal etwas sein sollte, gibt es mir Sicherheit zu wissen, dass ich nicht alleine bin und Hilfe bekomme.”

Junge Frau, 21 Jahre

Seit der sogenannten Krawallnacht im Juni 2020 wird in unserer Stadt ein teilweise heftiger Sicherheitsdiskurs geführt. Eine der Reaktionen darauf ist die Konzeption für eine sichere Innenstadt, an deren Erarbeitung auch die Mobile Jugendarbeit und andere Akteur:innen der Sozialen Arbeit beteiligt waren. Ein erster Schritt in eine richtige Richtung, denn es geht nur gemeinsam!

Dann ist jetzt alles gut?

Leider nein: insbesondere fällt auf, dass dieser Diskurs fast ausschließlich von Erwachsenen geführt wird – junge Menschen kommen meistens nur als Problem oder Unsicherheitsfaktor vor – als von Unsicherheit Betroffene, oder sogar als Menschen, die ein wichtiger Teil einer Lösung sein können jedoch viel zu selten. Die AG Jugendbeteiligung, ein Gremium im Rahmen der integrierten Jugendarbeit, hat sich daher im Jahr 2022 dem Thema Sicherheit angenommen und junge Menschen in den Fokus gerückt: Wie geht es ihnen? Was beschäftigt sie? Was ist denn „Sicherheit“ überhaupt?

Was bedeutet Sicherheit für dich?

In verschiedenen Formaten hatten ca. 5000 junge Menschen die Möglichkeit ihre Sichtweise darzustellen – zusammengefasst in unserer im Dezember 2022 veröffentlichten Broschüre (zum Download verfügbar).

Sicherheit spielt sich auf vielen Ebenen ab und kann nicht alleine durch ordnungspolitische Maßnahmen hergestellt werden:

  • strukturell-gesellschaftliche Ebene (was passiert in der Gesellschaft?)
  • räumlich-lokale Ebene (was passiert an konkreten Orten?)
  • individuelle Ebene (wie wird das Geschehen wahrgenommen und eingeordnet?)

Auf allen drei Ebenen haben wir von vielfältige Herausforderungen, Wünsche und Bedarfe erfahren und diese so weit es uns möglich ist in Maßnahmenvorschläge eingearbeitet.

Mit unserer Broschüre „Sicherheit ist mehr! Sicherheit ist vielfältig!“ haben wir damit den Grundstein für eine ganzheitliche und sozial-gerechte Debatte gelegt und eine jugendgerechte Fortführung der bestehenden Konzeption für eine sichere Innenstadt erarbeitet.

Zentral für die Bewertung von Maßnahmen sind folgende Leitfragen:

  • Trägt das Angebot oder die Maßnahme dazu bei, dass ein Zugehörigkeitsgefühl zur Stadtgesellschaft gestärkt wird?
  • Bietet das Angebot oder die Maßnahme das Potential zur Begegnung verschiedener sozialer Gruppen?
  • Ist das Angebot oder die Maßnahme so gestaltet, dass möglichst ALLE Menschen daran teilnehmen können?
  • Oder wird bei dem Angebot oder der Maßnahme eine besonders zu berücksichtigende Gruppe in den Fokus genommen?
  • Trägt das Angebot oder die Maßnahme dazu bei, strukturelle Benachteiligung sichtbar zu machen oder sogar abzubauen?
  • Werden von struktureller Benachteiligung bedrohte oder betroffene Gruppen in Ideenentwicklung, Planung und Durchführung einbezogen?
  • Werden ‒ sofern möglich ‒ Peers bei der Konzeption und Durchführung des Angebots oder der Maßnahme einbezogen?
  • Sind die verschiedenen Angebote und Maßnahmen untereinander so abgestimmt, dass sie den vielfältigen und heterogenen Bedarfen und Sichtweisen Rechnung tragen?

Alle weiteren Erkenntnisse und Maßnahmenvorschläge finden sich in unserer Broschüre – wir freuen uns auf spannende Diskussionen!

“Ja, da soll halt was los sein ‒ aber das muss gar nicht so groß und organisiert sein. Wir wollen das einfach selber machen! Wie die Musikbox vor dem Kunstmuseum ‒ da darf man einfach sein Handy selber anschließen und alle tanzen friedlich.”

Junger Mann, 18 Jahre, angesprochen am Stuttgarter Schlossplatz

Besonderer Dank gilt Tomma Profke (Team Tomorrow), Niclas Dycke (Bürgerstiftung Stuttgart) und Simon Fregin (MJA Innenstadt), die die Broschüre maßgeblich vorangebracht und geschrieben haben und Luise Klinger für das Design.

Rückfragen, Kommentare, Anregungen und Kritik gerne an:

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