Alle Skalen sind von 1 (gar nicht), 2 (eher nicht), 3 (teils/teils), 4 (eher) bis 5 (sehr/stark)
Wichtig: Es geht nie um die Verhältnismäßigkeit („dafür, dass wir vor dem Hauptbahnhof sind, ist es schon sehr sauber – normalerweise liegt hier doch viel mehr Müll rum“), sondern um den Versuch den aktuellen Zustand zu beschreiben.
Diversität: Wie divers ist das Publikum?
Leider können wir nur das Aussehen in den Blick nehmen und nicht in die Menschen reinschauen. Indikatoren können sein: Kleidungsstile, gelesenes Alter, Haut- und Haarfarben, gezeigte Sexualität, gelesenes Geschlecht, Szenezugehörigkeiten…
- 1 = Die Menschen sind sehr einheitlich
- 3 = einige Unterschiede sind sichtbar, aber insgesamt wirkt das Publikum eher ähnlich
(z. B. vor allem eine Altersgruppe, ähnliche Styles, aber einzelne Personen/kleine Gruppen fallen heraus) - 5 = es ist sehr divers und ganz unterschiedlich
Verhalten: Wie heterogen sind die Verhaltensweisen?
Hier geht es um das Tun vor Ort – und nicht um die Bewertung des Tuns: Was machen die Menschen, wie verhalten sie sich? Wir wollen beobachten, welche Orte in der Stadt eher monofunktional genutzt werden und welche eine vielfältige Nutzung ermöglichen/begünstigen. Tun alle das Gleiche (z. B. sich sonnen), oder werden verschiedene Verhaltensweisen am Platz ausgelebt (z. B. ein paar Sonnen sich, ein paar machen Sport, ein paar betrinken sich, ein paar knutschen…)
- 1 = alle tun das Gleiche
- 3 = einige unterschiedliche Verhaltensweisen
- 5 = viele verschiedene Verhaltensweisen parallel und nebeneinander
Begegnung: Wie sehr kommen die Menschen in Kontakt?
Ist es ein Ort, an dem sich Menschen begegnen und kennenlernen, oder sind sie eher für sich, mit ihren Freund*innen etc. Indikatoren können sein: Scheinbar fremde Menschen kommen ins Gespräch, man unterhält sich, mehrere Gruppen bleiben stehen, tanzen zusammen…
- 1 = Alle sind nur für sich/bleiben in ihrer Gruppe
- 3 = ein paar kommen in Kontakt
- 5 = die einzelnen Gruppen lösen sich auf
Konsum: Wie viel Alkohol wird getrunken?
Wie viele Menschen trinken Alkohol, wie sehr prägt das Trinken den Platz, wie viel wird getrunken? Indikatoren können sein: Alkoholflaschen im Verhältnis zu Personen, Mischgetränke, Pappbecher etc. sind dabei
- 1 = wir sehen niemanden trinken, bzw. maximal sehr wenige Personen und diese trinken nicht viel
- 3 = ein paar trinken, ein paar nicht, niemand ist wirklich so richtig betrunken
- 5 = fast der ganze Platz trinkt, es sind einige betrunkene Personen da
Überwachung und Kontrolle: Polizei bzw. andere Ordnungskräfte (Security, Kontrolldienste)…
Wie sehr prägt die Anwesenheit der Polizei bzw. anderer Ordnungskräfte das Verhalten auf dem Platz? Indikatoren können sein: Menschen beobachten die Polizei, laufen weg (oder gezielt hin), es finden Kontrollen statt, Verhaltensweisen werden geändert, weil sie nicht auffallen sollen…
- 1 = wir sehen keine Ordnungskräfte
- 3 = Ordnungskräfte sind anwesend, aber es interessiert nicht so richtig, bzw. nur ein paar Menschen
- 5 = viele Menschen reagieren auf die Anwesenheit, z. B. bildet sich ein großer Kreis beobachtender Personen bei einer Kontrolle
Lautstärke: Wie laut ist es?
- 1 = es ist leise, man möchte fast flüstern
- 3 = „normal“, die Lautstärke fällt nicht auf
- 5 = es ist laut, man muss lauter sprechen, sich besser zuhören
Wie aggressiv ist die Stimmung insgesamt?
Wie alle Skalen ist auch diese subjektiv und durch das persönliche Empfinden geprägt. Hier geht es um die Stimmung insgesamt und über einen längeren Zeitraum.
- 1 = gar nichts, es ist insgesamt friedlich
- 2 = es liegt was in der Luft
- 3 = man wird aufmerksam und beobachtet seine Umgebung, man ist angespannt, fühlt sich ggf. unwohl
- 4 = Es gibt deutlich wahrnehmbare Konflikte, viele Menschen sind angespannt, manche ziehen sich zurück oder suchen gezielt Nähe zur Situation.
- 5 = Ausschreitungen, Rennen, Schreien, Flaschen fliegen, Scherben…
Pöbeleien und Gewalt: Wie sehr kommt es zu kurzfristiger Aggression?
Grob alles unter 5 Minuten. Dinge wie: Auseinandersetzungen, Schlägereien, Pöbeleien, unangenehmes Hinterherpfeifen…
- 1 = gar nichts ist feststellbar
- 2 = minimale Pöbeleien, die schnell abflauen, kaum Reaktion beim Gegenüber
- 3 = eher einseitige Provokationen, das Gegenüber steigt aber nicht darauf ein, die Freunde sagen etwas wie „das ist es nicht wert, lass weiter“, z. B. unangehmens Hinterherpfeifen mit Beleidigung
- 4 = verbale Auseinandersetzung(en)
- 5 = körperliche Auseinandersetzung(en)
Feiern und Party: Wie sehr wird gefeiert?
Diese Skala beschreibt Performativität, nicht „Charakter“. Wie sehr findet das vor Ort statt? Wie ausgelassen ist die Stimmung? Tanzen, Musik hören, Jubeln, ausgelassen sein, Party…
- 1 = gar nichts Richtung „Party“ ist feststellbar
- 3 = ein paar anwesende Personen feiern (z. B. sie tanzen), aber es gibt auch viele, die das nicht tun
- 5 = die Mehrheit auf dem Platz feiert, jubelt, tanzt, macht Party
Inszenierung und Publikum: Wie sehr wird “Selbstdarstellung” betrieben?
Hier geht es um Selbstdarstellung und -inszenierung. Mögliche Indikatoren: Personen wollen wahrgenommen und angeschaut werden – es kann darum gehen zu zeigen, dass man/frau der/die Größte ist (geschwellte Brust, herumlaufen wie ein Hahn), oder auch andere Formen selbstdarstellerischen Verhaltens – kreischen etc.
- 1 = gar nichts in dieser Richtung ist feststellbar
- 3 = ein paar Menschen inszenieren sich, sie bekommen aber nur vereinzelt Aufmerksamkeit
- 5 = die Selbstdarstellung trifft auf ein interessiertes Publikum, man schaukelt sich gegenseitig hoch
Bewegung und Verweilen: Wie schnell bewegen sich die Menschen?
Ist der Ort eher ein Durchgangsort, oder verweilen Menschen hier? Sitzen oder liegen die Menschen, nutzen sie die Bänke, oder sind sie schnell von A nach B unterwegs.
- 1 = die Mehrheit verweilt auf dem Platz, schlendert umher… Langsame Bewegung
- 3 = ausgeglichen zwischen verweilenden/langsamen Personen und sich bewegenden Personen
- 5 = die Mehrheit ist unterwegs, nur sehr wenige Verweilen
Wie sehr ist der Ort verschmutzt?
Hier geht es um Müll und Gerüche, wie Urin und Erbrochenes.
- 1 = es liegt wenig bis kein Müll herum, es riecht nicht unangehmen
- 3 = die Mülltonnen sind überfüllt und laufen über, aber auf der Straße liegt wenig bis kein Müll, vereinzelt riecht es unangenehm
- 5 = es stinkt, Müll liegt auf der Straße
Making-a-Home: In welchem Ausmaß eignen sich Menschen den Ort so an, dass er zeitweise wie ein „Zuhause“, ein eigener Aufenthalts- oder Beziehungsraum genutzt wird?
Gemeint sind sichtbare Aneignungspraktiken, nicht die Bewertung dieser Nutzung.
Die Skala ist wertneutral: hohe Werte sind weder per se positiv noch negativ, sondern beschreiben eine Intensität der Aneignung.
Indikatoren könnten sein: Menschen eigene sich den Ort an, richten sich ein, schaffen sich eine Art „Zuhause“, in dem sie sich wohlfühlen, eigene Regeln aufstellen, sich daran halten, sie aushandeln… Menschen richten sich vor Ort ein, sie bringen ihre Musik mit, sie stecken ihren „Claim“ ab, sie designen den Ort (Graffiti, Sticker oder Ähnliches), sie entwickeln eigene Verhaltensregeln/einen Codex. Etwas “Außergewöhnliches”, etwas, was den erwarteten Alltag durchbricht.
- 1 = Keine erkennbaren Making-a-Home-Praktiken
Der Ort wird ausschließlich funktional genutzt (Durchgang, kurzes Verweilen ohne Einrichtung). Beobachtbare Hinweise:- Menschen bleiben kurz, sitzen/stehen ohne etwas aufzubauen
- Keine mitgebrachten Gegenstände über das Nötigste hinaus
- Keine dauerhafte oder symbolische Markierung des Ortes
- 2 = Sehr vereinzelte, schwache Aneignungspraktiken
Einzelne Personen oder kleine Gruppen machen es sich kurz bequem, ohne dass der Ort sichtbar „umgestaltet“ wird. Beobachtbare Hinweise:- Einzelne sitzen/lagen länger, evtl. mit Getränk oder Snack
- Kleine persönliche Gegenstände (Flasche, Tasche)
- Keine erkennbare Grenzziehung oder Dauerhaftigkeit
- 3 = Teilweise erkennbare Making-a-Home-Praktiken
Der Ort wird von mehreren Personen oder Gruppen als Aufenthaltsraum genutzt; Aneignung ist sichtbar, aber noch offen und wenig exklusiv. Beobachtbare Hinweise:- Decken, Musikboxen, gemeinsames Essen/Trinken
- Menschen richten sich für eine gewisse Zeit ein
- Nutzung wiederholt sich, wirkt geplant, aber nicht stark abgegrenzt
- Andere können den Ort weiterhin problemlos mitnutzen
- 4 = Deutlich ausgeprägte Making-a-Home-Praktiken
Der Ort wird klar als eigener Raum markiert; es entstehen informelle Regeln, Routinen oder eine erkennbare Gruppenstruktur. Beobachtbare Hinweise:- Größere Sets: mehrere Decken, Möbel, Pavillon, Technik
- Längeres Verweilen über Stunden
- Klare räumliche Aufteilung („unser Bereich“)
- Wiederkehrende Personengruppen
- Eigenes Regelwerk oder Codex (wer dazugehört, wie man sich verhält)
- 5 = Sehr starke / dominante Making-a-Home-Praktiken
Der Ort wird zeitweise stark umgedeutet und wirkt wie ein Ersatz-Wohn-, Party- oder Sozialraum mit deutlicher Abgrenzung nach außen. Beobachtbare Hinweise:- Sehr starkes „Einrichten“ (Möbel, Matratzen, umfangreiche Technik, Deko)
- Dauerhafte oder semi-dauerhafte Aneignung
- Andere Personen meiden den Bereich oder werden aktiv abgegrenzt
- Deutlich sichtbare Symbole, Codes, Claims (Graffiti, Sticker, Rituale)
- Hohe emotionale Bindung an den Ort („unser Platz“)
